Erziehungswissenschaften

Das Fach Erziehungswissenschaften


„Hilf mir, es selbst zu tun!“ (Maria Montessori, Ärztin und Pädagogin)
In diesem weltberühmten Zitat Maria Montessoris steckt nicht nur die in vielen pädagogischen Theorien weit verbreitete Annahme, dass Kinder und Jugendliche selbst aktiv werden müssen, um sich weiterzuentwickeln, sondern auch der Anspruch, den wir als EW-Lehrer an unser Fach haben: Wir möchten euch befähigen, theoriegeleitet eure eigene Biografie und gesellschaftliche Prozesse zu reflektieren und darauf aufbauend bewusst und aktiv zu handeln. Es geht dabei nicht nur um die Entwicklung im Kindesalter bzw. in der Jugend, sondern um den gesamten Lebenszyklus.
Der Entwicklungsbegriff ist dabei ein mehrdimensionaler Begriff: Es gibt

... die kognitive Entwicklung (Entwicklung des Denkens),
... die psychische Entwicklung,
... die moralische Entwicklung,
... soziale Entwicklung usw.

All diese Bereiche von Entwicklung werden anhand von Theorien kritisch betrachtet. Neben dem Entwicklungsbegriff ist aber auch die Erziehung, die Entwicklung unterstützen und fördern soll, von zentraler Bedeutung.
Anders als zur Einführung des Faches Pädagogik, das an das Griechische ‚país‘ (= Kind) und ‚ágo‘ (= ich führe, leite) angelehnt und damit ausschließlich auf die Erziehungspraxis ausgerichtet war, geht es im modernen Pädagogikunterricht um ein Wechselspiel aus Praxisbezügen und wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit denen man diese Praxis zu erhellen versucht. Aus diesem Grund bevorzugen viele Schule (so auch das FGV) inzwischen die Fachbezeichnung ‚Erziehungswissenschaft‘ (statt ‚Pädagogik‘), um die Bedeutung der Theoriekenntnisse in den Vordergrund zu rücken. Damit distanziert man sich auch von den weit verbreiteten Vorurteilen,
a) es handle sich um ein Fach, bei dem jeder ohne Vorkenntnisse mitreden kann und
b) es ginge ausschließlich um die Erziehung von Kindern.

Dies trifft heute nicht mehr zu. Stattdessen ist das Fach Erziehungswissenschaften inhaltlich breit gefächert und bietet die Möglichkeit zu umfassenden theorieübergreifenden Erklärungen von aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen und Missständen, beispielsweise
den Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Weitere Themen sind z.B. Identitätsentwicklung, das deutsche Schulsystem, Gewalt im Jugendalter.
Um ein mündiger Erwachsener zu werden, der gesellschaftliche Prozesse, ebenso wie die eigene Entwicklung fachlich reflektieren kann, sollte jede Schülerin und jeder Schüler dieses Fach wählen. Wir bieten das Fach ab der Einführungsphase (EF) als dreistündigen
Grundkurs an (mit zunächst einer 90-minütigen Klausur pro Halbjahr). Ab der Qualifikationsphase könnt ihr euch dann entscheiden, ob ihr einen Grundkurs oder einen Leistungskurs wählt.
Probiert es doch einmal aus, um im Sinne von Maria Montessoris Motto - „Hilf mir, es selbst zu tun!“ - bewusst und aktiv den eigenen Alltag und den gesellschaftlichen Kontext hinterfragen und gestalten zu können.